Reviews Ankunft

Stimmen zur CD „ANKUNFT“ Solo-Gitarre (AKTIVRAUM 2001)

Klassik Heute 7/2001

„Komposition, Improvisation, Stilistik … die vielen Warntafeln, Wegweiser und ästhetischen Verkehrsschilder, die sich an den Straßenrändern einer allzu alten Kultur ansammeln, bremsen aus oder führen viele gutwillige Kulturschaffende in die Sackgasse, sofern sie nicht als „Nachschaffende“ Kulturautobahn fahren, mit Bach etc. im Kofferraum.
Der Gitarrist Rolf Beydemüller macht da etwas vollkommen Richtiges: er schließt die Augen, hört nach innen und vertraut dem eigenen Ton, der sich aus der Stille in die Klangwirklichkeiten der Gitarre arbeitet, filigran und schlicht, modal und mikrotonal, mit einer stets spirituellen Aura, aber ohne jeden New-Age-Kitsch.
Die Ernsthaftigkeit, Empfindlichkeit und Offenheit Beydemüllers gibt der CD eine intensive, sehr persönliche Dramaturgie, in der jede Phase stimmig wirkt, gerade in ihrem Verzicht auf Pathos, auf Etikette, ja „Kunst“ im Sinne des so oder so Gemachten. Beydemüller stellt nicht „Werke“ vor oder aus, er lässt Klänge atmen und erobert damit dem wahren Wesen von Musik Terrain zurück.“

Hans-Christian von Dadelsen

Akustik Gitarre 3/2002

„Eigentlich ist es kaum zu glauben, wie der Entstehungsprozess dieser Gitarren-Solo-CD im Booklet beschrieben wird: als improvisierte Einspielung nämlich, ohne jegliche kompositorische Vorarbeit. 14 „Stücke“ hat der Kölner Gitarrist Rolf Beydemüller da ganz alleine an drei Tagen in einer Bad Honnefer Kapelle eingespielt und dabei lediglich das „hat kommen lassen, was kommen wollte“ (Zitat Beydemüller).
Und was da gekommen ist kann sich wahrlich hören lassen! In meditativer Ruhe zelebriert der anscheinend klassisch ausgebildete Gitarrist seine eineinhalb- bis knapp sechsminütigen “Stücke“, die alles andere als nur einen beiläufigen Improvisationscharakter besitzen, sondern im Resultat oftmals eher als ausgearbeitete polyphone Werke erscheinen.
Beydemüller verlässt sich dabei ganz auf seine hoch-ausgebildete Spieltechnik, mit der er seine Konzertgitarre in ungewöhnlich runder und warmer Fülle erklingen lässt. Sein Anschlag mit der rechten Hand ist es, der, im Verbund mit der exzellenten Aufnahmetechnik dieser Einspielung, für einen vollmundigen sonoren Höreindruck sorgt. Und ein ausgesprochen umfangreiches musikalisches Vokabular gehört selbstredend dazu, wenn man sich bei der Live-Aufnahme einer CD ausschließlich auf die gegenwärtige Inspiration verlässt – ein Experiment, was in diesem Fall mehr als geglückt ist.
Die Spannung, die Beydemüller mit seinem Spiel erzeugt, lebt durch unvorhersehbare Ereignisse, und das können auch schon mal ungewollte Nebengeräusche, oder der ein oder andere „Vergreifer“ sein. Vor allem aber sind es seine vorzüglichen, hochmusikalischen Stegreifideen, die hier mit einer bedachten Interpretation zu einem geschlossenen konzertanten Konzept ausgebaut sind. Beeindruckend!“

Gregor Hilden, Chefredakteur „Akustik Gitarre“

Folker 4/2001

„…Zurückhaltend, einfühlsam und mit beträchtlicher Fantasie, ohne Fingerakrobatik und Geschwindigkeitsrausch.

Und ohne Kosmetik, einmal ins Mikro gespielt und Schluss. Das können sich nur besondere Künstler leisten …“

Mike Kamp, Redaktionsleiter „Folker“

Online Musik Magazin – www.omm.de

„Vierzehn kostbare kleine Stücke hat der Gitarrist Rolf Beydemüller geschrieben, sich mit diesem Schatz, seinen Gitarren und einer Kalimba in die Kölner St. Maternus Kirche und die Mataré Kapelle in Bad Honnef begeben und in der beruhigenden Umgebung der Gotteshäuser ein Album eingespielt, das die Attribute „meditativ“ und „inspiriert“ verdient.

Beydemüllers Musik rollt sich wie ein von leichter Hand gewebter Teppich zum Darüberschreiten in eine schönere Welt aus. Die Titel sprechen für die Musik und ihre Intention. Beydemüller bekennt in dem knappen Begleittext seine Hinwendung, seinen Dank an „den Schöpfer allen Seins – den Einen, der uns alle sanft in seinen Händen hält“ – womit er Rainer Maria Rilkes unvergleichlich schönes Gedicht „Herbst“ zitiert.

Die CD ist, abgesehen davon, dass sie ein Bekenntnis der Liebe zu Menschen, des Danks an Freunde und Schöpfung und ganz einfach wunderschöne Musik ist, ein Zeugnis Beydemüllers von sich selbst. Er öffnet sich seinem Zuhörer zum intimen Dialog, der keinen schroffen Ton zulässt. Er bekennt sich zur Friedfertigkeit nicht nur durch den Titel „Mahatma“, er weiß mit seiner Musik mehr als nur die Ohren zu verwöhnen, nämlich auch die Sinne für Empfindungen von Glück und Zufriedenheit zu öffnen. „Ankunft“ heißt das Album. Beydemüller ist angekommen.“

Frank Becker